Teilnehmer aus unserer Gruppe hatten Bedenken, den Aufstieg hinter der Similaunhütte
über den Grad zur Ötzifundstelle zu nehmen. Durch den Neuschnee der letzten Tage sind, wie uns gesagt wurde,
einige steile Wegstrecken sehr rutschig. Wir wählen also den Aufstieg über die Flanke und gehen eine Stück
zurück Richtung Martin Busch Hütte. Dort gehen wir in westlicher Richtung das breite Seitental in
mäßiger Steigung hinauf.
Wir haben ein Bilderbuchwetter. Es scheint die Sonne, es ist windstill und warm.
Im Hintergrund haben wir eine herrliche Aussicht auf den Similaun und das Gletschergebiet.
Wir kommen ohne Schwierigkeiten zur Ötzi-Fundstelle. Durch einen großen Aufbau von
dortigen Steinen, eine Art Denkmal, ist dieses Gebiet markiert.
Ich suche die konkrete Fundstelle vom Ötzi, wo er über 5000 Jahre lang gelegen ist. "70 m
in nordöstlicher Richtung" steht auf dem Denkmal. Dort suche ich und finde diesen Platz. Gegenüber
1991, dem Jahr des Fundes, liegt wieder viel mehr Schnee dort als damals. Aus dem Vergleich des Aufbaus der
Steine, wie er sich aus den historischen Bildern ergibt, erkenne ich den Platz und stehe hier in Andacht. Ich
versuche gedanklich, 5250 Jahre in die Vergangenheit zu reisen. Mich durchströhmt ein wohliges Gefühl ob unserer
Menschheitsgeschichte. Als Kind dachte ich, 100 Jahre liegen sehr weit zurück. Heute erscheinen mir 5000 Jahre
nicht mehr viel.