Reisetagebuch Sizilien: Der Naturpark Zingaro

Gerda kommt frisch aus Sizilien zurück, ich ruf sie vor unserem Urlaub an: "hast du einen Wandertipp für mich?" Sie: "Zingaro, da musst du hin, es ist ein Naturpark, ein Paradies, eine Bürgerinitiative, hat gegen das große Geld gesiegt und den Bau der Küstenstraße gestoppt."

Kaum sind wir mit dem Auto aus Palermo raus bietet die Autobahn Richtung Trapani freie Fahrt. Wie ein riesiger Lindwurm durchzieht sie auf Stützpfeilern das Land weithin sichtbar. Bei Castellammare verlassen wir die Autobahn und kommen auf die ebenso leere Küstenstraße Richtung Westen. Viele Schilder weisen auf Zeltplätze, möchte nicht wissen was hier in den Sommermonaten los ist, jetzt im Mai schlafen hier die Hunde auf dem warmen Straßenteer. Wir kommen an, das Auto muss draußenbleiben. Zingaro verdankt dem ehemaligen Hirtendorf im Park seinen Namen. Im kleinen Kassenhäuschen stehen mehrere Männer. Park- und Forstverwaltersind wie alle staatlich bezahlten Stellen überbesetzt, Siziliens Staatshaushalt ächzt. Günter scherzt: "für jeden Baum einen Verwalter". Der dunkle Straßentunnel ist Bauanfang und Bauende, wir verlassen die Welt der Straßen und kommen in die Welt der Wanderer. Ich drängle, der Rundweg ist mit 5 Stunden angegeben.

Günter, wie immer die Filmkamera umhängen, kommt langsam nach, er hätte mehr Zeit gebraucht am Park-Eingang zu filmen, er murrt, "der Weg ist langweilig". Das hätte er nicht sagen dürfen, wenn er nun bei jeder schönen Aussicht, jeder Blumen, jeder Zwergpalme und jedem verlassenen Hof mit kühlem Brunnenwasser stehenbleibt und die Kamera zückt, muss er erdulden, dass ich ihn nachäffe. Die Wanderung verläuft die Serpentinen hinauf, bis auf etwa 600 m Höhe, wir sehen über die Bucht von Castelammare. Der schmale Pfad ist schattenlos, wir gehen auf der Höhe quer über die Berghänge, Weiden und Wiesen, dann geht es über eine kleine Schlucht, und Grotten wieder hinunter und zurück entlang der Küstenlinie.

Günters Bilder erzählen von dem "langweiligen" Weg:

Als wir am Ende des Tages zurückkommen stehen nur noch 5 Autos auf dem Parkplatz, ein Campingwagen, unser Caprio und drei Autos der Parkverwaltung.