Heute ist letzter Tag und mit Wehmut denke ich daran, dass wir heute absteigen und
zurück nach Hause fahren. Fast eine Woche waren wir oben im Pitztal und Ötztal. Ein letzes gemeinsames Foto für das
Archiv und wir steigen bei gemischtem Wetter und bei starker Wolkenbildung auf felsigem Pfad ab.
Das Tal ist breit, in dem wir absteigen. Um dorthin zu gelangen ist es allerdings
sehr felsig. Gedanklich bin ich immer noch in der Zeit vor 5200 Jahren gefangen. Dort, durch das breite Tal, ist
damals der Ötzi aufgestiegen. Er ging dort geradeaus nach oben. Wusste er was ihn erwartete? War er auf der
Flucht? Es ist sehr abenteuerlich, sich ähnlich wie bei der Lektüre eines Kriminalromans eigene Gedanken zu machen,
wer der Mörder ist und warum.
Mittlerweile haben sich die Gedanken verändert. Ich sehe den Vernagt-Stausee und denke
daran, dass deshalb ein ganzer Ort zerstört werden musste. Ich kenne das von Fall, dem Ort, der dem
Sylvensteinspeicher weichen musste. Ich habe noch immer das Bild in mir, als ich als Kind auf den
Sylvensteinpeicher hinabgesehen und noch die Kirchturmspitze aus dem Wasser habe ragen gesehen. Ich dachte damals
an die Familien, die ihre Häuser dort verloren haben, wo Eltern, Großeltern und Urgroßeltern schon gelebt haben.
Je näher ich zum Vernagt-Stausee komme desto scheußlicher und unwirklicher erscheint mir dieser
Stausee. Schon wieder wurde ein schönes Stück unberührter Natur zerstört. Mal werden solche künstliche Seen gebaut,
um Strom zu gewinnen und mal werden sie gebaut, um Beschneiungsanlagen im Winter betreiben zu können. Irgendwann
werden die Menschen umdenken und solche Seen einreissen.